Aktionswoche der Caritas: Der Mensch hinter den Schulden
Die Überschuldung in Oberhausen bleibt hoch – und die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen sich noch nicht im vollen Umfang. „Wir haben einen enorm hohen Bedarf an Schuldner- aber auch Insolvenzberatung – und er könnte weiter steigen, wenn die Auswirkungen der Corona-Krise voll durchkommen“, ist sich Stefanie Cera, Schuldnerberaterin der Caritas Oberhausen sicher. Die Caritas fordert daher anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung (7. bis 11. Juni) einen Ausbau der Beratungsangebote in Oberhausen.
„In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe ich 170 Kurzberatungen durchgeführt“, berichtet Cera. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum gerade einmal 100. Das zeigt den steigenden Bedarf. Nach Schätzungen sind – auch in Folge der Corona-Pandemie – zwei Millionen Soloselbstständige und Freiberufler von Überschuldung bedroht; viele Existenzen sind finanziell prekär aufgestellt. Dabei trifft es nicht nur Empfänger von Grundsicherung und Beschäftigte im Niedriglohnsektor, sondern vielfach Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. „Uns geht es um die Menschen hinter den Schulden. Überschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe“, so Stefanie Cera. Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände heißt „Der Mensch hinter den Schulden“.
„Gerade im Süden, wo viele Menschen keine Rücklagen haben, sondern buchstäblich von der Hand in den Mund leben, wird die Schuldenquote weiter steigen“, glaubt Caritas-Direktor Michael Kreuzfelder. „Wie dann eine ausreichende Beratung und Hilfestellung erfolgen soll, ist mir schleierhaft.“ Denn die Caritas Oberhausen musste schweren Herzens im Februar 2020 die Insolvenzberatung schließen. Nicht weil es keinen Bedarf gegeben hätte – im Gegenteil. Aber die Insolvenzberatung wird vom Land NRW finanziert und die Mittel reichen nicht für eine auskömmliche Finanzierung.
In Oberhausen ist die Versorgungsdichte mit Beratern in der Schuldner- und Insolvenzberatung viel geringer als in anderen Städten. Dass es hier weitaus mehr bedarf, haben Nachbarstädte wie Duisburg oder Gelsenkirchen längst erkannt und umgesetzt. „Wir brauchen mehr Beratung für Schuldner – durch Corona mehr denn je“, fordert Kreuzfelder Richtung Stadt. Und in Richtung Land fordert die Caritas eine Ausweitung der Finanzierung. „Die Kommunen kommen nicht umhin, eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen zu finanzieren. Dazu gehört auch die Berücksichtigung von tariflichen Löhnen und von Verwaltungs- und Sachkosten. Ein nicht ausreichendes Netz von Schuldnerberatungsstellen, das nicht auskömmlich finanziert ist, kommt den Kommunen am Ende teurer zu stehen. Jeder Verschuldete, dem nicht gut geholfen werden kann, droht eine zusätzliche Belastung für die Kommunen bei der Sozialhilfe zu werden“, argumentiert der Caritas-Direktor.
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen. In Oberhausen bieten die Diakonie, die Verbraucherzentrale und die Caritas eine Schuldnerberatung an. Die Schuldnerberatung der Caritas erreichen Sie unter Telefon 0208.9404-234 oder per E-Mail an schuldnerberatung@caritas-oberhausen.de
Mehr Infos unter www.caritas-oberhausen.de/schulden
Freundliche Grüße
Susanne Möltgen
Caritasverband Oberhausen e. V.
Stabsstelle Kommunikation