Auf ein Wort „Der Heilige Geist und die Geister“

Als Jesus, der Auferstandene, unsere Welt in Zeit und Raum verließ und zum Vater ging, hat er seinen Jüngern einen Beistand geschickt, den Beistand, damit sie nicht verzagen in ihrem Auftrag – verschlossen im Obergemach – und damit die Traurigkeit darüber, dass ihr Herr und Meister sich nun nicht mehr zeigt, ihre Tatkraft nicht lähmt.

Dieser Beistand, der Heilige Geist, ist nicht nur den Jüngern damals gegeben, sondern uns allen in der Firmung und wir feiern sein Kommen zu uns jedes Jahr an Pfingsten.

Nun haben wir gerade eine sehr schwere Zeit hinter uns, die wahrhaftig eine historische Dimension hat und eine nicht viel Leichtere liegt noch vor uns. Und so hoffen wir, dass uns das Wirken des Heiligen Geistes gerade in diesem Jahr, viel Kraft schenken wird.

Vielleicht sollten wir auch unseren Blickwinkel einmal experimentell etwas ändern. Sicher ist Corona eine Geißel, aber gibt es vielleicht auch Früchte, die man im ersten Moment gar nicht sieht? Jede Krise ist eine Wendezeit. Haben wir nicht in dieser Zeit gelernt, den Blick auf das Wesentliche zu lenken? Weil mehr als das Wesentliche eben nicht möglich war? Und dass in der Beschränkung ein Gewinn liegen kann zum Beispiel für die Gedanken, das Nachsinnen, die Entschleunigung, die Art zu arbeiten, die Art auf sich und die anderen zu achten, etc. Haben wir nicht verstanden, dass Rücksicht untereinander nötig ist, dass Abstand und Distanz manchmal die größere Nähe ist? Könnte das Wort Disziplin – zumindest im Umgang miteinander – vielleicht seinen negativen Beigeschmack etwas verloren haben? Verstehen wir besser als vorher vielleicht, dass die ganze Welt zusammenhalten muss, weil eben die ganze Welt betroffen ist über alle Grenzen, Auffassungen, Interessen, Religionen etc. hinweg? Zu jeder Wendezeit gehört die Ungewissheit. Daher meine ich, es wird nicht wieder so wie vorher sein – nein. Es wird anders sein, weil wir anders geworden sind während unserer Zeit im „Obergemach“ und wie es sein wird, können wir auch mitgestalten.

Das sind die Geister, die der Heilige Geist hervorbringen kann in uns. Es gibt aber auch andere Geister. Es geistern Verschwörungstheorien herum, die von vielen ganz unterschiedlichen Gruppen für ihre Zwecke missbraucht und instrumentalisiert werden. Ein Sammelsurium von Ungeistern, das immer mehr Einfluss gewinnt und die Enttäuschten dieser Welt zu sich ziehen und manipulieren will. Wir dagegen haben den Heiligen Geist empfangen, was wir in dieser Pfingstwoche betrachten wollen. Wir sind sozusagen durch ihn fähig „zur Unterscheidung der Geister“, wie der Hl. Ignatius das sagt. Das sollten wir nicht verlieren.

Ursula Kanther

Krankenhaus- und Hospizseelsorgerin
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