Auf ein Wort „Ent-Spannungen“

Ent-Spannungen

Darf ich Ihnen einen alten Schulfreund vorstellen: permanent erreichbar, immer auf dem Sprung, bestens vernetzt. Er hat ordentlich Stress und Konflikte sind keine Mangelware. Was ihm aber fehlt ist Entspannung. Ich begegne oft solchen Menschen. Im Gespräch wird schnell deutlich: Möglichkeiten zur Entspannung gibt es, sie werden nur nicht genutzt. Freie Minuten werden mit Surfen im Internet oder Fernsehen gefüllt, WhatsApp-Gruppen werden bedient oder die Wohnung dekoriert. Ich frage meinen Freund gelegentlich, warum er die freien Zeiten nicht bewusster nutzt und ich merke wie verlegen er eine Antwort sucht. Ich kenne das ja auch zu gut, in der Stille melden sich die inneren Spannungen, denen ich lieber ausweichen würde: endlose Gedankenketten, fiktive Streitgespräche, Zweifel an Job, Beziehungen oder mir selbst. Und so suchen viele Menschen teilweise gezielt, manchmal unbewusst den Stress im Beruf und in der Freizeit, weil sie so die Beschäftigung mit dem ICH, der Innenwelt vermeiden können. Doch was in uns arbeitet verschwindet durch das Ausweichen nicht. Spannungen lassen sich nicht einfach Aussitzen, Beschäftigung ist hier nicht die beste Therapie. Spannungen brauchen die nötige Aufmerksamkeit, denn sie geben letztendlich Identität.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine ent-spannte Fastenzeit mit gelegentlichen Momenten der Stille.
Ihr
Christoph Wichmann

Christoph Wichmann

Pfarrer
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