„Mit der Jahreslosung neu beginnen“ – Neujahrsgruß des Pfarrers

Viele gute Traditionen durfte ich von meinen Vorgängern an den sechs Kirchorten unserer Pfarrei übernehmen. Einige haben sich über die letzten Jahre aus unterschiedlichen Gründen nicht durchgesetzt, aber andere werden auch heute noch gepflegt. Einen besonderen Akzent habe ich immer zum Jahreswechsel in der Gemeinde St. Pankratius kennengelernt. Allen Gottesdienstbesucher(n)*innen der Jahresabschlussmesse wird die Jahreslosung für das kommende Jahr als Lesezeichen mit auf den Weg gegeben. Die Jahreslosung auf der Schwelle zu einem neuen Jahr – eine kleine Tradition, die mir in Osterfeld besonders ans Herz gewachsen ist.
Die Jahreslosung ist eher in der evangelischen Kirche beheimatet – ein gutes Wort, das durch das Jahr tragen darf. Im Jahr 2021 ist die Jahreslosung dem Lukasevangelium entnommen:

„Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lk 6,36)

Ein Wort, das auch in das Pontifikat unseres Papstes passt. Nicht zufällig trägt das erste Buch, das Papst Franziskus zu Beginn seiner Dienstzeit veröffentlicht hat, den Titel: „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit.“
Gott ist barmherzig, behauptet Jesus ungeachtet aller Fragen und Vorstellungen seiner Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn er sie auffordert:
„Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“
Viele Menschen sind unterwegs zu ihm. Manche haben hautnah erlebt, wie Jesus sich ausgerechnet ihnen zuwendet, wo sie doch sonst zu denen am Rande, zu den Ausgestoßenen zählen – gerade aus Sicht der Frommen und ihrer religiösen Führer. Die Zahl der Menschen um Jesus wird immer größer. Die einen halten etwas Abstand, die anderen sind ganz dicht dabei. So auch seine zwölf Jünger, die er gerade erst aus ihrem bisherigen Leben heraus- und in seine Nachfolge hineingerufen hat. Jesus lädt sie ein, ihr Leben verändern zu lassen:
„Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“
Der Arzt Lukas erzählt in seinem Evangelium die meisten Heilungsgeschichten. Er richtet seinen Blick nicht auf die Mächtigen, sondern auf die kleinen Leute, die „Schwachen und Beladenen“: auf Kranke, Hirten, Huren, Witwen, Waisen, auf die Zöllner und Sünder. Ihr Leid geht Jesus ans Herz und treibt ihn an Orte, die alle anderen meiden. Er ist da, wo die Starken den von Gott gesandten Messias niemals suchen würden.

Jedes neue Jahr bietet die Chance zu einem neuen Beginn. Wir dürfen mit Gott bei uns anfangen. Die Jahreslosung aus dem Lukasevangelium ist sicher anspruchsvoll, sie fordert und führt uns an unsere Grenzen. Noch mehr: sie führt uns an Orte, in Begegnungen, zu Personen, die wir eigentlich meiden würden. Vielleicht verstehen wir das Jesuswort als liebevolle Einladung, unser Herz weit zu machen, es noch einmal zu wagen, uns verändern, ja wandeln zu lassen.

Das wünsche ich uns und gleichzeitig Ihnen und Ihren Familien, auch im Namen des Pastoralteams und unserer Mitarbeiter*innen, ein frohes und gesegnetes Jahr 2021.

Bleiben Sie behütet und vor allem zuversichtlich,
Ihr

Christoph Wichmann, Pfarrer

PS: Falls Sie das alte Jahr in der Familie oder auch alleine mit einem kleinen Hausgottesdienst schließen möchten, finden Sie noch zwei entsprechende Vorschläge im Download-Bereich (s.u.).

Christoph Wichmann

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