St. Jakobus (Schul- und Sozialkirche)
Die Keimzelle zu dieser Pfarrei wurde gelegt, als sich in den fünfziger Jahren die Zahl der zu St. Antonius Klosterhardt gehörenden Katholiken verdoppelt hatte. Besonders in dem Bereich der sogenannten Tackenbergsiedlung auf beiden Seiten der Dorstener Straße war die Zahl der Gläubigen im Zuge intensiver Wohnungsbaumaßnahmen dermaßen stark angestiegen, daß der damalige Kaplan Hermann Stürwald im Jahre 1957 von dem Münsteraner Bischof Dr. Michael Keller beauftragt wurde, den Aufbau des zukünftigen Seelsorgebezirks St. Jakobus zu leiten.
Zu dieser Zeit existierte das Ruhrbistum noch nicht, und die Diözesangrenzen verliefen quer durch die Stadt. Die 1958 erfolgte Gründung der Diözese Essen brachte für die entstehende Gemeinde zunächst Unerfreuliches: Verzögerungen beim Kircbbau traten ein. Akten wanderten, Pläne wurden neu überdacht.
Länger als zunächst vorgesehen mußte deshalb der Saal des Jugendheimes als Behelfskirche dienen, denn an Stelle einer ,,richtigen“ Baracken-Notkirche hatte man – entgegen den anfänglichen Plänen aus Münster – gleich ein richtiges Jugendheim gebaut. Es wurde zum ersten Kristallisationspunkt der jungen Gemeinde. Und bereits ein Jahr zuvor hatte der auf Initiative von Pfarrer Franz Drees gegründete Kirchbausammelverein einen Kindergarten errichtet.
Unter tatkräftiger Mithilfe vieler Pfarrmitglieder konnte dann schon im November 1959 das Richtfest gefeiert werden. Mit dem wachsenden Neubau aus Beton und holländischen Klinkersteinen entwickelte sich auch der Aufbau ,,aus lebendigen Steinen“. Für die Seelsorge entstanden die verschiedenen Vereine, Gruppen, Gremien, in denen Priester und Laien Hand in Hand arbeiteten. So war Gemeinschaft nach außen hin schon sicht- und spürbar, als am 11. Juni 1960- ein Jahr nach der Lösung von der Mutterpfarrei St. Antonius und Erhebung zur selbständigen Gemeinde mit derzeit über 7.000 Seelen – die Kirchweihe mit Weihbischof Julius Angerhausen erfolgte.
Das Gotteshaus präsentiert sich als ein moderner Kirchenbau. Der Düsseldorfer Architekt Heinz Thoma wählte für St. Jakobus die Grundform eines Fünfecks, dem er einen trapezförmigen Chorraum anfügt. Ein weit vorgezogener Kirchturm markiert den Kirchplatz an der Tackenbergstraße. In dem gut proportionierten Innenraum sorgt auch die eingenwillige Deckenkonstruktion für eine angenehme Atmosphäre. Der Altar ist in die Mitte des mit rotem Ziegelwerk ausgekleideten Raumes gerückt und an drei Seiten von Bänken (370 Sitzplätze) umgeben. Zwei mächtige Pfeiler, welche die sich vor dem Chorraum verzweigende Betonbinderkonstrukion unterstützen, akzentuieren die zentrale Stellung des Altares. Die ursprüngliche Portalfront mit Fensterwand ist aufgrund von Witterungseinflüssen und wegen früherer Bausünden 1980 durch eine Wand aus Betonwabensteinen ersetzt und um einen Vorbau erweitert worden. Dieser Vorraum wurde 1982 um eine Buntverglasung mit dem Jakobus-Symbol bereichert.
Während 1990 Glockenstuhl und Turm wegen Baufälligkeit saniert werden mußten, standen ein Jahr später die Erneuerung des Kirchendaches und der Chortenster auf dem Plan. 1992 erhielt das Gotteshaus in Verbindung mit einer umfassenden lnnenrenovierung auch eine neue Beleuchtung. Darüber hinaus wurde das bisherige schlichte Dreieckfenster im Chorraum durch eine Buntverglasung ersetzt.
Die Kirche, die sich in neuem, ansprechenden ,,Outfit“ präsentiert, ist mit von Wilhelm Polders sen. geschaffenen Kunstwerken (Ambo, Tabernakel, Leuchter, Kreuz, Taufbrunnen) ausgestattet. Die Jakobus-Statue und die Schutzmantel-Madonna, bunt ausgemalt und teilweise vergoldet, wurden in einer Holzschnitzer-Werkstatt in Reit im Winkl aus Lindenholz gefertigt.
Beherzigt haben die Jakobus-Gemeindemitglieder die Aufforderung von Weihbischof Angerhausen, dass die Feier der Kirchweihe nicht das Ende der Aktivitäten bedeuten dürfe, sondern nur ein Markstein auf dem Wege sei und Anlass zu frischem Mut geben soll.
Die heute 3.327 zu St. Jakobus gehörenden Katholiken haben in all den Jahren nicht nur ihre eigenen Probleme und Erfolge gesehen, sondern immer wieder den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus gerichtet. Nie haben sie dabei die in den Ländern der Dritten Welt lebenden Menschen aus den Augen verloren.
Artikel aus dem Osterfelder Heimatblatt Der Kickenberg
Geschichte der Kirche St. Jakobus – Entwicklung zur Schul- und Sozialkirche
von Marianne Michael (Ausgabe 24 – September 2012):