Erntedanktag

Zum Erntedanktag möchte ich gerne eines meiner Lieblingsgedichte mit Ihnen teilen.

Es stammt von Rainer Maria Rilke:

Herr: es ist Zeit.

Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Erntedank, Dank für das, was uns in diesem Jahr geschenkt wurde. Wir feiern die Fülle des Lebens, mit all ihren Farben und Formen, Geschmäcker und Düften, bevor die grauen Tage uns wieder auf

unsere Endlichkeit zurückwerfen. Doch steckt in der dunklen Jahreszeit schon die Hoffnung auf Neubeginn: Im Wandel von Werde – Sein – Vergehen.

Es grüßt Sie herzlich

Christina Lauer

Gemeindereferentin
christina.lauer@bistum-essen.de
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