St. Josef (Heide)
„Die schöne neuromanische Kirche St. Josef mit ihrem bescheidenen aber geschmackvollen Äußeren und ihrer vornehmen Innendekoration wird noch in fernen Zeiten ein beredtes Zeugnis ablegen von der christlichen Gesinnung und Opferwilligkeit der Bevölkerung“. — Diese 1921 von Bernhard Grünewald gewagte Prognose sollte sich zwar als richtig erweisen, wurde aber inzwischen noch weit übertroffen. Seit 1985 ist die Kirche in der Denkmalliste der Stadt Oberhausen zu finden. Dazu heißt es in der Begründung: ,,Die katholische Pfarrkirche St. Josef Heide repräsentiert den Typ der dreischiffigen Basilika. Die übersichtliche Gliederung der Fassade und die sparsame Bauornamentik sprechen für Qualität, wie sie auch in der handwerklichen Ausführung erkennbar ist.“ Durch die Industrialisierung an Rhein und Ruhr in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde aus der einstigen Bauernschaft Osterfeld ein Industrieort.
Schon am 2. Juni 1900 wurde ein Pfarrbauverein gegründet, der fortan harte Goldmark für das Bauvorhaben sammelte. Am 3.Oktober 1909 konnte auf dem von Landwirt Franz Freitag geschenkten Grund und Boden für die St.Josef-Kirche von Pfarrer Bernhard Strumann der Grundstein gelegt werden. Zwölf Monate dauerte es nur, bis Weihbischof Eberhard lIligens aus Münster am 18. Oktober 1910 das neue Kirchengebäude einweihen konnte.
Bei der kreuzförmigen Basilika griff Architekt Franz Lohmann, der in unterschiedlichen Stilformen gearbeitet hat, auf neuromanische Gestaltungselemente zurück, die er zuvor an verschiedenen Kirchen in seiner Heimatstadt Recklinghausen ,,durchgespielt“ hatte. Lohmanns Sakralbauten zeichnen sich durch abgewogene Fassadengliederung und sinnvolle Raumdispositionen bei sparsamer Verwendung von Ornamentik aus.
Die neue Rektoratsgemeinde, die1922 zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde, wuchs trotz der turbulenten Jahre des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit innerlich und äußerlich. Mit dem sogenannten Dritten Reich wurde das blühende Pfarrleben jäh unterbrochen.
Das Kirchengebäude wurde am 28. Dezember 1945 durch den umstürzenden hohen Kirchturm schwer beschädigt. Als die Kirche 50 Jahre alt wurde, beseitigte man auch die letzten Kriegsschäden. Mit der Renovierung wurde gleichzeitig der Innenraum so gestaltet, dass er den neuen liturgischen und seelsorglichen Ansprüchen gerecht wurde.
Altar und Ambo sind aus Kalkmuschelstein gefertigt. Von Hermann Kunkler aus Raesfeld stammen das aus Kupfer und Emailleteilen bestehende Altarkreuz, der Tabernakel und sechs Bronzeleuchter.
Die von Grete Gömmer aus Ochtrup entworfenen Chorfenster haben ,,Christus in seiner Herrlichkeit“ zum Thema. Beeindruckend ist auch das – ebenfalls von Kunkler geschaffene – Kreuz in der Turmkapelle, das an das Leid des Krieges erinnern soll. Die Rosenkranz-Madonna aus Bronze entstand in der Kölner Werkstatt des Künstlers Egino Weinert. Die recht gelungene, von Jan Tefert aus Lindenholz geschnitzte Josef-Statue hält das Bewusstsein an den Patron der Kirche wach.
Seit ihrer Gründung zeichnet sich die St.-Josef-Gemeinde dadurch aus, dass sie allen Anliegen der Kirche stets aufgeschlossen gegenübersteht. Ökumenische Kontakte sind nur ein Beweis dafür. Auch missionarischer Geist ist in der Gemeinde, die aus 3.835 Gläubigen besteht, zu finden.
Sorgen bereitet seit einigen Jahren die sinkende Kirchenbesucherzahl, der trotz mannigfacher Initiativen nicht Einhalt geboten werden konnte.
,,Schäden am Gebäude infolge Kriegseinwirkung und Bergbau konnten weithin behoben werden, Schäden im Gemeindeleben infolge schwindender Glaubenssubstanz sind sicherlich viel schwieriger zu beheben“, schrieb dazu Eduard Lieberz als langjähriger Pfarrer der Gemeinde. ,,Möge durch das Glaubenszeugnis früherer Generationen neue Glaubensfreude für die Zukunft geschenkt werden.“ Und der zu der Zeit amtierende Stadtdechant Gregor Rehne machte diesbezügich mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupery Mut: ,,Eine Gerneinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe von Hingabe.“
Historische Bilder
Fotos und Beschreibungen aller Fenster der Kirche
(zusammengestellt von der “Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.”)