Wir bleiben verbunden – Pfarrei heißt immer Kompromiss

Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Mitchristen,

in den letzten Wochen wurde in der Politik viel über Maßnahmenpakete, die die Folgen der Corona-Krise auffangen sollen, diskutiert: Welche Rettungsschirme sind notwendig? Wie viele neue Schulden sind gerechtfertigt? Werden alte Schulden erlassen? Profitieren nur die Großen? Wer zahlt für wen? Und zahlt auch jemand zurück? Viele höchst relevante Fragen.
Doch wer trifft diese Entscheidungen und auf welcher Ebene werden Zuständigkeiten angesiedelt? Wir leben in einem föderalen Staat und trotzdem gibt es den Wunsch nach einer starken Bundesregierung und einheitlichen Regelungen. Gleichzeitig gibt es europäische Unterschiede und Herausforderungen, die eine noch größere Lösung einfordern. In diesem Zusammenhang fiel in einem Interview mit einem Abgeordneten der Satz: „Europa heißt immer Kompromiss.“ Dieses eigentlich unspektakuläre Statement in einem längeren Fernsehbeitrag hat sich bei mir eingeprägt und ist hängen geblieben. Ich musste sofort an uns als christliche Gemeinschaft denken, denn auch Pfarrei heißt immer Kompromiss. Das wird mir in meiner Aufgabe als Pfarrer in vielen Entscheidungsprozessen täglich bewusster. Es ist eine große Kunst im Kompromiss zu leben ohne beliebig zu sein. Es ist eine große Kunst den Kompromiss zu suchen ohne die eigenen Standpunkte aufzugeben. Es muss nicht immer ein fauler Kompromiss sein. Ich durfte diesbezüglich in den letzten Jahren viel lernen, bin gelassener geworden und trotzdem ist jeder ehrliche Kompromiss eine Herausforderung und sehr anstrengend, da er für einige immer ungerecht bleiben wird.

Seit dem 4. Mai feiern wir wieder öffentliche Gottesdienste. Auch dabei habe ich versucht, vernünftige Kompromisse zu schaffen. Sicher sind wir mit unserem Weg nicht allen Seiten gerecht geworden, aber ich bin heute noch mehr als zu Beginn davon überzeugt, dass wir eine sehr gute und ausgewogene Gottesdienstordnung erarbeitet haben. Die Resonanzen sind überwiegend positiv und wir können sowohl würdig als auch „sicher“ Gottesdienst feiern.

Ich habe Ihnen zugesagt, dass ich nach und nach – auch in Rücksprache mit dem Pfarrgemeinderat – eine Weiterentwicklung und Anpassung der Gottesdienstordnung anstreben werde, das wird jetzt in einem Zweischritt passieren:

1. Ab dem kommenden Wochenende (6./7. Juni 2020) werden wir auch an den Sonntagen Eucharistie feiern und mit sehr zurückhaltendem Gemeindegesang (mal ein Kyrie, mal ein Kehrvers, mal ein Halleluja, mal ein Sanctus – ohne entsprechende Bücher) beginnen. Das Eintragen in die Anwesenheitsliste, das Desinfizieren der Hände und das Tragen eines Mund-Nasenschutzes bleiben zunächst bis zu den Sommerferien verbindlich.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass für mich die Wort-Gottes-Feiern an den Sonntagen eine große Bereicherung dargestellt haben. Ich durfte häufig mit Ihnen in der Bank beten und eine andere Perspektive einnehmen, das hat mir sehr gut getan. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Pastoralteam und in der Kirchenmusik für die liebevolle Vorbereitung und Durchführung unzähliger Gottesdienste – ich habe viel „mitnehmen“ dürfen.

2. Nach diesem Schritt werden wir dann, ab dem 29. Juni 2020, an den Werktagen unsere ursprüngliche Gottesdienstordnung wieder in den Blick nehmen und an allen Kirchorten Gottesdienste feiern. Das gilt zunächst ausschließlich für die Werktagsmessen. Alle Kirchorte werden entsprechend präpariert, sodass wir dann auch in St. Marien, St. Jakobus, in der evangelischen Auferstehungskirche und im evangelischen Gemeindezentrum Quellstraße Gottesdienste feiern können. Wir möchten gleichzeitig wieder die Möglichkeit fördern, Wortgottesdienste unter ehrenamtlicher Leitung zu feiern. Das bedarf sehr guter Absprachen, aber gemeinsam werden wir das nach und nach entspannt hinbekommen.

Parallel versuchen wir unsere Messdiener und die Frauen und Männer in den anderen liturgischen Diensten (u.a. Lektoren und Kommunionhelfer) wieder „einzusetzen“, sodass das ehrenamtliche Engagement wieder den Stellenwert bekommt, den es verdient!
Für alle Gottesdienste gilt auch zukünftig, dass wir nur eine begrenzte Teilnehmerzahl zulassen dürfen. Also besteht die Möglichkeit, dass wir Sie nicht mehr in die Kirche hinein lassen dürfen – ich bitte, das immer zu bedenken.
Für den besseren Überblick finden Sie die Gottesdienstordnung der nächsten zwei Wochen im Anhang.

Gleichzeitig darf ich Sie zum Fronleichnamsfest einladen. Leider wird es in diesem Jahr kein zentrales Fest der gesamten Pfarrei mit entsprechender Prozession geben. Die unterschiedlichen Gottesdienstangebote befinden sich ebenfalls im Downloadbereich (s.u.) oder im verlinkten Beitrag.
Herzlich willkommen!

Ich danke Ihnen für Ihre Wegbegleitung und wünsche Ihnen eine entspannte, vom Heiligen Geist berührte Woche
Ihr
Christoph Wichmann

Christoph Wichmann

Pfarrer
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Liturgie, Pfarreientwicklungsprozess, Stadtteilarbeit